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Farbsehschwaeche.de Logo als Ishiharabild (Nur sichtbar für Normalfarbsichtige) Foto: Erzeugt mit https://franciscouzo.github.io/ishihara/

Tests zur Feststellung von Farbsehschwächen und Farbenblindheit

Um eine Farbsinnstörung (ICD H53.5) zuverlässig zu diagnostizieren, stehen verschiedene Tests zur Verfügung. Viele sind in Ihrem Leben schon einmal mit einem dieser konfrontiert worden. So ist zum Beispiel in einigen deutschen Bundesländern ein Test auf Farbsehschwäche Teil der Schuleingangsuntersuchung [1]. Für bestimmte Berufe, wie z. B. Pilot oder einige Laufbahnen bei der Bundeswehr, ist ein Nachweis ausreichender Farbsichtigkeit Voraussetzung. Erfahrt im Folgenden mehr, wie diese Tests funktionieren und wo Ihr sie machen könnt. 

Ishihara Farbtafeln

Der wohl bekannteste Test zum Nachweis einer Farbsinnstörung ist der Ishihara-Farbtafeltest. Er wurde um 1917 von dem japanischen Professor Shinobu Ishihara entwickelt [2]. Der Test besteht aus Tafeln oder anderen Druckerzeugnissen, auf denen eine große Anzahl Kreise in unterschiedlichen Farben und Größen zu sehen sind. Die Farben sind dabei so gewählt, dass sie von Normalfarbsichtigen gut und von Farbfehlsichtigen schwer oder gar nicht unterschieden werden können. Somit können Symbole dargestellt werden, die nur von Normalfarbsichtigen richtig erkannt werden. Üblicherweise werden hierfür Zahlen verwendet. Durch die Wahl der Farben kann auch die Art der Farbfehlsichtigkeit und deren Schweregrad ermittelt werden.

Info zur Simulation

Eine Simulation bildet nicht die komplette Realität von Betroffenen ab.
Weitere Informationen

Original
Normales Sehen
Simulation
Normales Sehen
Foto: Adobe Stock/eveleen007

Ishihara Farbtafeln mit den Nummern 7, 13, 16, 8, 12, 9. Für Farbenblinde sind die Nummern je nach Ausprägung nicht zu sehen.

Der Ishihara-Test kann auch automatisiert per Software simuliert werden. Aufgrund des eingeschränkten Farbraums und der oft fehlenden Kalibrierung von Bildschirmgeräten sind diese nicht so aussagekräftig wie die gedruckte Variante. Ähnliche Tests bzw. Weiterentwicklungen der ursprünglichen Variante von Ishihara sind die Versionen von Stilling-Velhagen, Heinsius, Edridge-Green, Matsubara, Hardy-Rand-Rittler oder der Cambridge Colour Vision Test. Auch die Mosaiktests stellen eine Variante des Ishihara-Tests dar.

Online Ishihara-Tests

https://colormax.org/color-blind-test/

https://www.colorlitelens.com/ishihara-test.html

https://www.colorblindnesstest.org/ishihara-test/

https://www.colorblindnesstest.org/cambridge-color-test/

https://www.color-blindness.com/ishihara_cvd_test/ishihara_cvd_test.html?iframe=true&width=500&height=428

https://eu.enchroma.com/pages/colour-blind-test?enchrdrdct=hrd#multisite-redirected

Man kann sich auch selbst Ishihara-Bilder generieren:

https://franciscouzo.github.io/ishihara/

http://www.creatogether.com/wp-content/uploads/IPG/

Farnsworth Munsell D-15 und 100 Test

Die Farnswort-Munsell Tests D-15 und 100 wurden um 1943 entwickelt und veröffentlicht [3]. Hierbei handelt es sich um Legetests mit verschiedenfarbigen Testkörpern. Die Aufgabe der Testperson besteht darin, die Legesteine mit mittlerer Helligkeit und mittlerer Farbsättigung in die richtige „Farbreihenfolge“ zu bringen.

Farnsworth–Munsell Hue Color Vision Test.
Farnsworth Munsell 100 Test: Steine müssen in die richtige Reihenfolge gelegt werden
Foto: Gabriela P., CC BY 4.0 via Wikimedia Commons

Beim FM 100 handelt es sich um 4 mal 25 Steine (es sind auch Varianten mit weniger Legesteinen im Angebot), beim FM D-15 werden nur 15 Steine verwendet. Die Farbe der jeweiligen Steine ist aus einem Farbbereich gewählt worden, der für Deuteranope, Protanope und Tritanope problematisch ist [4]. Anhand der Legereihenfolge kann die Art und Ausprägung der Farbsinnstörung bestimmt werden. Der Lanthony D-15 Test ist eine sensitivere Variante des FM D-15 Tests. Wie beim Ishihara-Test gibt es auch hier Online-Versionen, für die die gleichen Einschränkungen bezüglich Farbraum und Bildschirmkalibrierung gelten.

Online FM 100 und FM D-15 Tests

https://www.colorblindnesstest.org/farnsworth-munsell-100-hue-test/

https://www.xrite.com/hue-test

https://www.colorlitelens.com/images/test/D15/D15.html

https://www.color-blindness.com/color-arrangement-test/

Anomaloskop

Während die Varianten des Ishihara-Tests und des Farnsworth-Munsell-Tests auf der Farbunterscheidung von gedruckten Tafeln bzw. farbigen Legesteinen beruhen, prüft das Anomaloskop das Farbensehen durch additive Farbmischung. Das Prinzip ist das gleiche wie beim Farbfernsehen, bei dem jede Farbe aus den Grundfarben Rot, Grün und Blau gemischt wird. Gelb wird beispielsweise aus Grün und Rot gemischt, Violetttöne aus Rot und Blau.

Beim Anomaloskop werden monochromatische Lichtquellen benutzt, also Farben, die einer einzigen Wellenlänge entsprechen. Für die Prüfung auf Deuteranopie und Protanopie muss die Testperson aus Rot (671 nm) und Grün (546 nm) die Farbe Gelb mischen und mit einem Referenz-Gelb (589 nm) abgleichen [5]. Normalsichtige, Grünschwache bzw. Grünblinde und Rotschwache bzw. Rotblinde nehmen Farben jeweils mit unterschiedlicher Sensitivität wahr. Daher kann mit diesem Spektralfarbenmischapparat anhand des ermittelten Intensitätsverhältnisses der beiden Mischfarben die Art der Farbsinnstörung ermittelt und deren Ausprägung quantifiziert werden. Für die Prüfung auf Tritanopie wird die Mischung aus Blau (436 nm) und Türkis (490 nm) mit einer Mischung aus Grün­Blau (480 nm) und Gelb (580 nm) verglichen [6]. Auch hier werden die Intensitätsverhältnisse zur Ermittlung von Blauschwäche bzw. Blaublindheit herangezogen. Das Anomaloskop gilt als das genaueste Messinstrument zur Feststellung von Farbsinnstörungen.

Auch das Anomaloskop kann teilweise simuliert werden. Die Ergebnisse sind jedoch nur eingeschränkt verwendbar, da Monitore nicht das gleiche monochromatische Licht erzeugen können wie das Anomaloskop.

Online Anomaloskop-Simulationen

https://www.color-blindness.com/rgb-anomaloscope-color-blindness-test/

https://www.color-blind-test.com/anomaloscope-more

Laternentests

Die Laternentests nach Spectrolux, Farnsworth, Beynes oder Holmes-Wright sind Spezialtests, die vor allem auf bestimmte Berufe zugeschnitten sind. Da diese Tests berufsspezifisch konzipiert sind, werden sie eher selten eingesetzt und sind vergleichsweise wenig dokumentiert. Allen diesen Test ist gemein, dass in einem abgedunkelten Raum eher kleine Lichtsignale gezeigt werden, die dann entsprechend schnell und richtig erkannt werden müssen.

Piloten müssen für Nacht- und Instrumentenflüge einen Farbsehtest bestehen. Farbsehschwache Piloten dürfen nur am Tag fliegen. Für Piloten kann der Laternentest nach Spectrolux, Beynes oder Holmes-Wright durchgeführt werden [7]. Auch für bestimmte Tauglichkeitseinstufungen bei der Bundeswehr wird der Beynes-Laternentest herangezogen. Für die Eignung von Seeleuten für bestimmte optische Signalanwendungen, z.  B. Morsen, bei Nacht ist der Farnsworth Laternentest konzipiert [8].

Online Laternentest-Simulationen

https://www.colorlitelens.com/lantern-test.html

Referenzen

[1] https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/II/Service/Broschueren/Gesundheit/schuleinguntber2018.pdf?__blob=publicationFile&v=1

[2] https://ci.nii.ac.jp/ncid/BA59747601

[3] https://doi.org/10.1364/JOSA.33.000568

[4] https://www.spektrum.de/lexikon/optik/munsell-farnsworth-100-hue-test/2134

[5] https://www.spektrum.de/lexikon/optik/anomaloskop/173

[6] https://www.pschyrembel.de/Moreland-Gleichung/A0TFG

[7] https://www.fliegerdoc-muenchen.de/Farbseh.htm

[8] https://apps.dtic.mil/sti/citations/ADA347110

Über den Autor

Thomas Vogel stieß kurz nach der Gründung von Farbsehschwaeche.de dazu. Im normalen Leben ist er Ingenieur, wohnt ihn Herzogenaurach und möchte aktiv daran mitwirken, dass die Erfordernisse von Farbsehschwachen im täglichen Leben berücksichtigt werden. Bevor er in die Industrie wechselte, war er an der "Erlangen Graduate School in Advanced Optical Technologies" und kennt sich daher ein bisschen mit den physikalischen Hintergründen aus.