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Foto: unsplash.com/Kimberly Farmer

Bildung

Bei vielen Kindern wird die Farbsehschwäche erst im Grundschulalter oder später entdeckt. Daher ist es wichtig, dass Lehrer:innen ein Bewusstsein für die Thematik entwickeln. Besonders wenn man bedenkt, dass jeder 12. Junge und jedes 200. Mädchen betroffen ist. Auch auf weiterführenden Schulen, in der Ausbildung oder im Studium gibt es viele Berührungspunkte mit Farbsehschwächen.

In der Schule treten verschiedene Situationen auf. Für viele ist da der Kunstunterricht naheliegend. Landschaftsbilder, in denen der Rasen braun gemalt wird oder das Selbstbildnis, wo die roten Haare grün werden. Ebenso allgemeine Schwierigkeiten mit der Zuordnung und dem Erkennen von Farben.

Probleme in jedem Fach möglich

Die Probleme sind aber noch vielfältiger und können fächerübergreifend auftreten. In jedem Fach wird die Tafel benutzt: Ganz klassisch kennt man die grüne Tafel und darauf die weiße Kreideschrift. Die Kombination ist soweit unproblematisch. Was ist aber nun, wenn in Sprach-Fächern Fälle dekliniert werden und die Endungen verdeutlicht werden sollen? Oder mathematische Methoden hergeleitet werden oder verschiedene Aspekte miteinander verglichen. Oft geschieht dies durch farbliche Hervorhebung an der Tafel.

Rot auf Grün ist für Rot-Grün-Schwache problematisch, aber auch andere Farbkombinationen können schwierig sein. Lehrer:innen sollten verschiedene Farben mit Bedacht einsetzen und immer an genug Kontrast zwischen der weißen Schrift, dem grünen Hintergrund und der farbigen Kreide denken. Rot scheidet wegen des geringen Kontrats zu grün aus. Dunkle Töne bieten zu wenig Kontrast zum Hintergrund.

Weiß auf grün: Die "klassische" Tafelkombination ist am Besten, kommen mehrere Farben ins Spiel sind Probleme vorprogrammiert.
Foto: unsplash.com/Bermix Studio

Glücklicherweise hält die Digitalisierung in Schulen immer mehr Einzug und die gute alte Tafel wird gegen moderne Whiteboards ersetzt. Hier sollte zumindest der grüne Hintergrund als Problem keine Rolle mehr spielen. Schwierigkeiten können hier allerdings weiterhin auftreten. Grün und Rot sollten als Vergleichsfarben generell ausscheiden und rote Texte nicht auf einem grünen Hintergrund erscheinen.

Verlage für Schul- und Fachbücher sind ebenfalls gefordert

Selbst wenn ein Lehrer oder eine Lehrerin so gut es geht auf die Befindlichkeiten Farbfehlsichtiger Rücksicht nimmt, kann das Unterrichtsmaterial trotzdem zu Problemen führen. In Schulbüchern sind zum Beispiel die Artikel immer noch in den Farben Rot, Grün und Blau definiert.

Eine Aufgabe lautet z.B., Wörter ihrem jeweiligen Artikel in entsprechender Farbe zuzuordnen. Gefunden in einem Arbeitsheft für die Grundschule im Fach Deutsch.

Solche Beispiele lassen sich fächerübergreifend finden: Atlanten mit Karten, Mathe-Bücher, in denen Herleitungen mit Farben erklärt werden oder die bereits erwähnten Sprachen. Ebenso Graphen und Diagramme in Fächern wir Politik, Wirtschaft oder Geographie.

Hinweise für Lehrerinnen und Lehrer

Wir haben Ihnen Hinweise und Tipps für den Umgang mit Farbenblindheit im Unterricht zusammengestellt.

Schwierige Situationen im Sportunterricht

Analog zum Fußball treten die Situationen auch im Sportunterricht  auf. Seien es farbige Leibchen/Spielkleidung, farbliche Kennzeichnungen auf Taktiktafeln oder auch die Spielfelder in einer Sporthalle.

In der Regel sind auf dem Hallenboden mehrere Spielfelder für diverse Sportarten gezeichnet.  Oft in Farben, die für Rot-Grün-Blinde weniger als Kennzeichnung für die Spielfeldbegrenzung dienen, als für verwirrende Situationen sorgen.

Info zur Simulation

Eine Simulation bildet nicht die komplette Realität von Betroffenen ab.
Weitere Informationen

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Normales Sehen
Simulation
Normales Sehen

Spielflächen werden gern mit farblichen Linien unterteilt. Für Rot-Grün-Blinde mitunter problematisch.

Je nach Kombination mit der Umgebung kann auch die Farbe des Sportgeräts Probleme verursachen. Ein roter Ball auf grünem Rasen ist für Rot-Grün-Blinde nur schwer zu erkennen. Auch die Markierungen auf meist roten Tartanbahnen sind problematisch.

Farbe als Indikator in Naturwissenschaften

Experimente in den Naturwissenschaften können viel Spaß und Auflockerung bereiten, bringen sie doch etwas Abwechslung in die oftmals langweilige Theorie. Im Physikunterricht, Chemie oder Biologie sind Experimente und Demonstrationen elementarer Bestandteil des Unterrichts.

In Chemie werden oft Stoffe und Reaktionen anhand ihrer Farbe oder der Flammenfärbung bestimmt.  Beim Lackmus-Test wird mit der Färbung von Indikatoren der pH-Wert bestimmt. Die Farben Rot, Violett und dunkles Blau sind da für uns nur schwer zu unterscheiden.

In der Chemie werden Indikatoren und Reaktionen oft auch über die Farbe hergeleitet und beschrieben.
Foto: unsplash.com/Alex Kondratiev

Auch in anderen Naturwissenschaften wie Physik (Kabel in der Elektrizitätslehre) oder der Biologie kann es für Betroffene problematisch sein.

Probleme auch in Ausbildung, Studium und Beruf

Auch in der weiterführenden Schule, in der Ausbildung oder im Studium treten schwierige Situationen auf. Dies können auch einfache Graphen und komplexe Darstellungen in der Literatur und in wissenschaftlichen Texte sein.

Farbsehschwächen und Farbenblindheit sind also nicht nur ein Thema für die Grundschullehrer:innen, sondern betreffen die komplette Schullaufbahn, Ausbildung oder Studium. Ein empathischer Umgang ist in der Grundschule besonders wichtig, da hier Erfahrungen , die den späteren Umgang mit der Krankheit frühzeitig beeinflussen. Ein bewusster und offener Umgang im Klassenverbund bewirkt, dass Mitschüler:innen ebenfalls die Krankheit kennenlernen. Nur so können sie wissen, dass betroffene Schüler:innen mitunter Unterstützung und Hilfe brauchen.

Farbsehschwache Kinder sind zwar ein wenig eingeschränkt, kommen aber gut durchs Leben, wenn ihre Stärken gefördert werden. Wie andere Kinder auch, setzen sie individuelle Stärken und Schwächen ideal ein.