Sie vermuten, dass Ihr Kind eine Farbsehschwäche hat oder sogar Farbenblind ist? Sie haben die Diagnose einer Farbsehschwäche erhalten und wissen nicht, wie Sie damit umgehen sollen? In unserem Ratgeber geben wir Ihnen Hinweise und Tipps, wie Sie Ihrem Kind helfen und die Krankheit verstehen können.
Eine Farbfehlsichtigkeit kann ab einem Alter von 4 Jahren festgestellt werden. Erst dann erkennen und benennen Kinder die Grundfarben sicher. Eltern bemerken eine abweichende Farbwahrnehmung ihres Sprösslings recht schnell: Das Kind malt in den falschen Farben oder benennt die Farben in der Umgebung nicht richtig. Einige Brettspiele oder auch „Ich sehe was, was du nicht siehst“ funktionieren mit dem Kind nicht, es hat auch keinen Spaß daran.
Farbsehschwächen sind eine unheilbare Erbkrankheit
Oft ist die Erbkrankheit bereits in der Familie aufgetreten, jedoch nie bei den Eltern selbst. Ist der Bruder, oder auch mütterlicherseits der Großvater, Onkel oder Großonkel farbfehlsichtig? Vielleicht aus der mütterlichen Linie Cousins oder Großcousins? Falls ja, ist die Chance groß, dass die Genetik auch bei Ihrem Kind zugeschlagen hat.
Bevor das Kind eingeschult wird, möchten viele Eltern wissen, ob eine Farbfehlsichtigkeit vorliegt. Hierfür helfen verschiedene Online-Tools und die Ishihara-Tafeln. Diese zeigen viele Kreise unterschiedlicher Größen und Farben. Normalsichtige können darauf Zahlen oder Figuren erkennen, da sie durch Kreise dargestellt werden, die sich durch ihren Farbton von den anderen Kreisen unterscheiden. Menschen mit einer Farbfehlsichtigkeit sehen diese Zahlen kaum oder gar nicht. Bei einem der ersten Elternabende können Sie die/den Klassenlehrer:in auf die Farbsehschwäche Ihres Kinds hinweisen. Der auf unserer Webseite als Download verfügbare Flyer hilft Ihnen dabei. Bei dieser Gelegenheit erfahren Sie auch, wie empathisch in der Schule mit dem Thema umgegangen wird.
Rot-Grün-Schwäche ist die häufigste Form
Viele Eltern würden nun einen Termin beim Augenarzt machen, der wegen einer Kontrolle auf behandelbare Erkrankungen immer zu empfehlen ist. Die Ophthalmologie kann heute viele Fehlsichtigkeiten gut behandeln, nicht jedoch Farbfehlsichtigkeiten. Ein spezialisierter Augenarzt kann die Diagnose verfeinern. Er kann feststellen, ob eine Farbenblindheit (Rotblindheit, Protanopie bzw. Grünblindheit, Deuteranopie) oder nur eine Farbsehschwäche (Rot-Sehschwäche, Protanomalie bzw. Grün-Sehschwäche, Deuteranomalie) vorliegt. Die Farbsehschwäche tritt ca. 3 mal häufiger auf und bringt weniger Einschränkungen für das Kind mit sich.
Ob selbst gestellt oder vom Augenarzt bescheinigt: Eine Diagnose ohne Chance auf Heilung wirkt ziemlich akademisch. Aber sie bringt Gewissheit und Sie können nun offen und empathisch damit umgehen. Bitte verzweifeln Sie nicht daran, Ihr Kind kann ein ganz normales Leben führen! Diese Sehschwäche wird das Kind eine Leben lang begleiten, sich durch Ihr Zutun weder verbessern noch verschlimmern.
Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass Sie Ihr Kind bei Farben immer mal wieder korrigieren. Wenn das nicht vor größerer Runde passiert, ist das in Maßen auch in Ordnung. Allerdings sieht der Heranwachsende davon nicht besser, er lernt so nur die Farben - quasi per Indoktrination. Ihr Kind ordnet dann den Dingen Farben zu und prägt sich diese ein. Es weiß nun, dass der Rasen grün, der Baumstamm braun, der Backstein rot und das T-Shirt türkis ist. Das ist dann auch ein bisschen hilfreich fürs Leben.
Farben und Stifte beschriften
Eltern können Kindern auch helfen, indem sie Malfarben, Buntstifte und Spielfiguren oder -karten beschriften oder mit Symbolen versehen. Mittlerweile gibt es auch im Handel immer mehr Spielsachen und Buntstifte, die bereits inklusiv gestaltet und beschriftet sind.
Haben Sie bitte keine Angst vor Fußgänger-Ampeln. Kinder lernen schnell, dass Rot oben und Grün unten ist. Zudem ist das dunkle Rot vom hellen Grün gut zu unterscheiden.
Auch wenn sich die Bedingungen für uns Farbfehlsichtige weiter verbessern, bleibt die spätere Berufswahl eingeschränkt. Tätigkeiten im Bereich Kunst und Mode oder als Pilot, Elektriker, Laborant, Polizist, Maler, Schiffskapitän oder Lotse scheiden aus heutiger Sicht zumeist aus. Auf viele dieser Berufe wird Ihr Kind ohnehin wenig Lust haben, da sich die Affinität zum Umgang mit Farben nicht so hoch ausbildet.
Konfrontieren Sie Ihr Kind möglichst wenig mit dem Nennen von Farben. Um Dinge eindeutig zu bezeichnen, verwenden Sie Beschreibungen wir links/rechts, hell/dunkel oder groß/klein. Sie können mit dem Kind übrigens bedenkenlos den Regenbogen am Himmel ansehen – auch wenn wir nicht alle Farben sicher benennen können, ist er für uns Farbfehlsichtige wunderschön. Bleiben Sie weiter der größte Fan Ihres Kinds, dann wird es auch in unserer farbcodierten Umgebung viele Talente trotz ausprägen!